Vor einiger Zeit stehe ich in einem Modegeschäft etwa eine Stunde von Erlangen entfernt und schaue aus einem Fenster im zweiten Stock. Lustig, denke ich, genau aus diesem Fenster blickte ich im September 2023 und rief eine Erlangener Telefonnummer zurück. Danach ging alles sehr schnell. Nur drei Wochen später hatte ich eine Zusage und Birke und Partner die erste Trainee.
Die leisen Zweifel im Hinterkopf – „ging das jetzt zu schnell?“ und „habe ich gerade wirklich zugesagt, mehrmals die Woche zwei Stunden pro Tag zu pendeln?“ – waren spätestens daheim wieder vergessen. Ich hatte bei meinen zwei Vorstellungsgesprächen ein gutes Gefühl. Und meiner Erfahrung nach braucht man in einer Großstadt für fünf Kilometer auch schon eine Dreiviertelstunde. Was ist da eine Viertelstunde mehr?! Weil ich gerne lese, Serien schaue, oder durch die sozialen Medien scrolle, werden diese zwei Stunden Fahrt zu meiner täglichen Me-Time.
Mit den Rahmenbedingungen hatte ich mich also arrangiert, wie würde die Reise weitergehen? Und was nehme ich rückblickend mit aus diesem ersten Jahr beruflichen Neulands?
Learning No. 1: Ein Vertrauensvorschuss motiviert
Mein erster Arbeitstag begann mit einem Schubs ins kalte Wasser. Ich war noch keine vier Stunden in der Agentur, da saß ich schon im ersten Kundenmeeting, obwohl ich natürlich noch völlig plan- und ahnungslos und – wie wohl die meisten Menschen an ihrem ersten Tag im neuen Job – sowieso grenzenlos nervös und überfordert war. Auf der anderen Seite war es ein gutes Gefühl, gleich solch einen Vertrauensvorschuss zu erhalten; immerhin wusste niemand, wie ich im Kontakt mit Kunden auftreten würde. Bereits nach diesem Termin wurde mir eines bewusst: Als Trainee würde ich sofort voll mitarbeiten und eigenverantwortlich Aufgaben übernehmen, wie beispielsweise Kostenübersichten und Angebote erstellen. Beim ersten Mal schaute ich noch zu; beim nächsten Mal hieß es schon: „Versuch es einfach mal, und wenn du fertig bist, reden wir darüber.“ Auch ein erstes Konzept zur Strukturierung von Inhalten durfte ich entwickeln. Ich fühlte mich deshalb nicht wie ein Klotz am Bein, dem man etwas beibringen muss, weil es im Arbeitsvertrag steht. Stattdessen konnte ich mich ausprobieren, meine eigenen Ideen einbringen. Meine Sichtweise, meine Meinung wurden wertgeschätzt. Das Onboarding zum Kunden und damit ein Großteil dessen, was mich in diesem Jahr erwarten würde, fand übrigens im Anschluss an diesen ersten Termin statt.
Learning No. 2: Nimm jeden Tag, wie er kommt
Es sollte nicht der einzige Arbeitstag sein, der Unvorhersehbarkeiten und Überraschungen für mich bereithielt. Denn manchmal hofft man vergebens, im E-Mail-Postfach die Antworten und Materialien zu finden, die man braucht, um weitermachen zu können. Oft funktioniert der Plan nicht, den man sich für den Tag zurechtgelegt hatte, die To-Do-Liste bleibt, wie sie ist, weil plötzlich etwas Großes und Wichtiges dazwischen grätscht. Manchmal funktioniert nichts, obwohl alles klar ist, Timings verrutschen, das Überstundenkoto wächst, weil anderswo die Uhren langsamer oder schneller ticken. An diesen Tagen meine Motivation zu behalten, war nicht immer einfach. Doch ich habe gelernt: Der Agenturalltag erfordert Geduld und eben auch Gelassenheit. Nimm die Dinge, wie sie kommen. Und wenn sie nicht so sind, wie man sie sich gewünscht hätte, wird improvisiert. Passe dich an, wenn sich die Umstände kurzfristig verändern. Vor allem aber: Verliere nie dein Ziel aus den Augen. Gib nicht auf und häng dich rein, finde Lösungen, sei kreativ. Eine Deadline ist eben eine Deadline. Und was soll ich sagen? Bis jetzt haben wir es immer geschafft. Das Endprodukt eines Projekts zu sehen oder in den Händen zu halten, ist etwas ganz Besonderes. Stolz, Erleichterung und Euphorie – auch das sind Gefühle aus diesem ersten Jahr bei bup.
Learning No. 3: Dinge, die dir wichtig sind, musst du einfordern
Viel Zeit zum Durchatmen bleibt nach einem Projektabschluss in der Regel nicht, weil die nächsten Aufgaben bereits warten. Zugegebenermaßen ist es immer schön, mal wieder an etwas anderem zu arbeiten und Neues zu lernen. Denn das tritt manchmal in den Hintergrund, wenn Projekte in einer sehr intensiven Phase sind.
Nach einem halben Jahr als Trainee zog ich gemeinsam mit meinen Vorgesetzten Bilanz: Worin fühlte ich mich schon sicher? Was war auf meinem Trainee-Plan noch offen? Was wollte ich noch lernen? Die Liste war nicht allzu lang, wurde aber durch die hohe Auslastung auch nicht kürzer. Der Agenturalltag ist teilweise so schnelllebig, dass man selbstständig Dinge einfordern muss, die einem wichtig sind. Man muss hartnäckig bleiben, sowohl gegenüber Kunden als auch gegenüber Kolleginnen und Kollegen, bis man die Informationen hat, die man haben möchte.
Learning No. 4: Versuche, so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln (auch wenn du vor manchen Aufgaben großen Respekt hast)
Agentur ist vor allem Teamarbeit. Bei bup ist dieses Team sehr facettenreich. Designer, Redakteurinnen, Kommunikationsexpertinnen und Filmemacher arbeiten hier Tür an Tür und Hand in Hand mit Archivaren, Historikerinnen und Ausstellungsmachern. Auch das hat dieses erste Jahr so ereignisreich gemacht. Ich hatte als Trainee oft die Möglichkeit, spannende Termine zu begleiten. Darunter waren unter anderem zwei Fotoshootings, bei denen ich einmal die Rolle der Set-Assistenz und einmal der Einweiserin übernahm. Live bei der Entstehung von Bildern dabei zu sein, die man sonst nur im fertigen Layout zu sehen bekommt, war aufregend. Die Mitorganisation einer Pressekonferenz für einen Kunden war mindestens genauso interessant. Die größte Hürde für mich persönlich war, im Vorfeld bei den geladenen Gästen nachzufragen, ob sie denn erscheinen würden. Telefonieren gehört definitiv nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Und nun?
Meine Zeit als Trainee ist seit etwas mehr als einem halben Jahr zu Ende und ich bin als Junior Kommunikationsmanagerin in der Agentur angekommen. Natürlich gibt es immer noch Aufgabenfelder, in denen ich mich verbessern kann; aber man lernt ja sowieso nie aus. Ich bin überzeugt, dass der Berufseinstieg in der Agentur für mich persönlich der passende Weg war. Ich bin mir sogar sicher: Die Kommunikationsabteilung eines großen Unternehmens wäre mir zu einseitig gewesen. Die Abwechslung zwischen Kunden und Projekten ist genau die Herausforderung, die ich in meinem Beruf haben möchte. Und ich fühle mich wohl im Team von Birke und Partner.
An diesem Tag am Fenster des Modehauses nördlich von Erlangen muss ich lächeln. Wie gut, dass alles so gekommen ist. Egal, wie wild die Tage werden, ich freue mich auf das, was kommt.