Jenseits des Museums

Für unsere Kunden finden wir oft überraschende und unkonventionelle Ausstellungsplätze. Baucontainer? Foyer? Schaufenster? Website? Vier Argumente für einladende, zugangsfreundliche Ausstellungen.

von Peter Liszt

30. Mai 2022

Jahrelang stiegen die Zahlen der Besucher*innen in den deutschen Museen kontinuierlich an. Allein im Jahr 2019 begrüßten die rund 6.800 Museen in der Bundesrepublik laut Statista GmbH über 111 Millionen Gäste. Eine stattliche Zahl, die nicht zuletzt die Privatwirtschaft aufhorchen lassen dürfte. Deren facettenreiche Showrooms zeigen längst: Die Vermittlung von Geschichte ist kein Hoheitsgebiet öffentlicher Träger.
Die Corona-Pandemie zwang Museen, egal ob öffentlich oder privat, zum Umdenken. Sie hat neue Zugangsbarrieren geschaffen – und dadurch die Frage verstärkt, wie und wo Ausstellungen funktionieren. Gute Aussichten für Ausstellungs-Erlebnisse an alternativen, vor allem alltagsnahen Plätzen.

1. Authentisch – Real Exhibition

Wir sind überzeugt: Geschichte darf abseits von Museen und Showrooms passieren. An Plätzen, die uns nahestehen. Ein Beispiel aus München: ein Ball, der an ein Garagentor knallt. Ein Nachbar, der auf die Hausordnung aufmerksam macht. Szenen, die wohl die meisten schon einmal erlebt haben. Und eine durch und durch authentische Kulisse, die wir für die Ausstellung „Kinder, wie die Zeit vergeht“ für die GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH inszenierten. Nicht nur die Räumlichkeiten der GWG, in denen Wohnungen geplant, verwaltet und Mieter*innen umsorgt werden, wurden zur Ausstellungsfläche. Auch die authentischen Wohnanlagen der GWG wurden bespielt. Aus Alltag(geschichte) wird Ausstellung.

2. Überall – Remote Exhibition

Jeder Ort kann Ausstellung. Selbst Baucontainer erzählen mit entsprechender Inszenierung von der Vergangenheit und machen Geschichte mobil erlebbar. Der Baucontainer der Firma MAUSS BAU war gleichzeitig Verpackung, Ausstellungsort und Werbeplattform. Die modular konzipierten Inhalte konnten sogar herausgeholt und auf anderen Flächen inszeniert werden – auf Baustellen, in Firmenzentralen oder auf Messeflächen. Eine in jeder Hinsicht mobile Ausstellung, die den direkten Kontakt zu den Besucher*innen sucht und dabei viele Barrieren, die mit einem klassischen Museumsbesuch verbunden sind, umgeht. Wenn die Ausstellung zu dir kommt, erschließt sie eine neue Zielgruppe und macht Geschichte fast überall erlebbar.

3. Umgenutzt – Guerilla Exhibition

Manche sollen ja glauben, man eigne sich Wissen im Schlaf an, wenn man nur das Schulbuch unters Kopfkissen legt. Unser Kunde Bettenrid wollte sich darauf nicht verlassen und wünschte sich eine überraschende, aber auch passgenaue Form, um seine Geschichte zu vermitteln. Als Ausstellungsfläche dienten unter anderem die Schaufenster des Stammhauses in München. Wer sich in diesen Tagen vor Bettenrids Ladengeschäft in der Münchner Füßgängerzone aufhielt, wurde überrascht: Neben Produkten begeisterte Bettenrid den Bummelnden mit seiner Geschichte und machte aus der Shoppingtour kurzerhand einen Museumsbesuch. Es ist nicht zuletzt ein Weg, wie sich neue Zielgruppen erreichen lassen und uns unerwartete Orte für Geschichte sensibilisieren können.

Die Pandemie triggerte indes noch eine weitere Entwicklung. Auch die digitale Welt war und ist ein Ort für Geschichte – national und international. Museeun warten mittlerweile mit gigantischen digitalen Angeboten auf. Besonders 3D- und VR-gestützte Ausstellungen holen das Publikum vom Sofa aus an historische Orte.

4. (De)Zentral – Smart/Virtual Exhibition

Auch die von uns konzipierte und entwickelte Website www.landsberg-kaufering-erinnern.de ermöglicht es, sich per Mausklick zu Geschichte zu informieren. Vor allem stützt sie das Gedenken an die vielen Menschen, die in den rund 200 Außenlagern des KZs Dachau ausgebeutet, verletzt, traumatisiert und getötet wurden. Eine digitale Karte macht die zum Teil physisch nicht mehr vorhandenen Orte dank mobiler Ortungsfunktion wieder sicht- und besuchbar. Mit der Website als Orientierung können Besucher*innen die verschiedenen Stationen dieser Zeit analog erkunden. Zugleich müssen sie nicht direkt vor Ort sein, sie können sich überall, zu jeder Zeit in die umfangreichen Inhalte in Form von Videos, Grafiken und Interviews vertiefen. Die überformten historischen Orte und das Geschehene werden auf diese Weise wieder ein Stück sichtbar. Überlebende können für sich selbst sprechen. Diese Inhalte erreichen Menschen genau dort, wo Gedenken und Aufklärung stattfinden soll: immer und überall.

Geschichte hat viele Gesichter, die immer individuell inszeniert werden möchten. Wir finden überraschende Ausstellungsplätze, um Ihrer Geschichte den perfekten, vor allem aber einen einladenden Rahmen zu geben. Mit leichtem Zugang zu Ihren Storys.

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