5, 25, 42, 100: Wann feiert man ein Firmenjubiläum?

Geburtstag ist ja bekanntlich jedes Jahr. Und gefeiert wird sowieso. Aber mit wem? Warum? Und vor allem wann und wie?

von Andreas Plöger

21. Oktober 2021

Jubiläen sind wichtige, lange voraus planbare Kommunikationsanlässe. Ganz gleich ob es um ein Unternehmen, eine Stiftung, einen Verein oder ein Produkt oder gar eine Dienstleistung geht – zum Jubiläum bietet sich die Gelegenheit, Vergangenheit und Zukunft in Kontakt und in einen Dialog treten zu lassen. Eine Gelegenheit, die gerne sowohl für die Kommunikation nach innen als auch nach außen genutzt wird. Kein Wunder, kann man zum Jubiläum doch beweisen, was in der Vergangenheit bereits erreicht wurde und welche Visionen in die eigene Zukunft führen.

Aber. Wann feiert „man“ überhaupt ein Jubiläum?

„Man“, das heißt Konventionen. Der Historiker Achim Landwehr schreibt dazu: „Alle Vielfachen von 5 oder 10 sind dazu geeignet, als Jubiläum herzuhalten. […] Dass Menschen üblicherweise über zwei Hände mit jeweils fünf Fingern verfügen, verleiht den Zahlen 5 und 10 eine gewisse Natürlichkeit und selbstverständliche Evidenz.“ Er bezieht sich auf die gängige Praxis, Jahrestage in einem klaren Rhythmus zu begehen. Sie geben auch den Takt von historischem Erinnern vor, auch wenn sich manch einer an diesem eingeübten Automatismus reibt. Das ändert aber nichts daran, dass sie einen großen kommunikativen Stellenwert genießen.

Warum? Ganz einfach. Umso größer die Zahl der durchlebten Jahrzehnte ist, umso höher wird so der Stellenwert für Organisationen und Ideen, die sich bewährt haben. Und die Zahl jener, die es auf so viele Jahre gebracht haben, nimmt proportional zur Anzahl der durchschrittenen Jahre ab. Feiern Eheleute nach 5 Jahren „Hölzerne“, nach 15 Jahre „Kristallene“, nach 25 Jahren „Silberne“ und nach 50 Jahren „Goldene“ Hochzeit zeigt sich dieses Prinzip an der zunehmenden Wertigkeit der mit den Jubiläen verbundenen Stoffe.

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Wenig verwunderlich ist es also, dass sich die Klassiker unter den Jubiläen auf den Richtwert von einhundert Jahren beziehen:

  • 10 Jahre (ein Zehntel Jahrhundert)
  • 25 Jahre (ein halbes halbes Jahrhundert)
  • 50 Jahre (ein halbes Jahrhundert)
  • usw.

Hinzu tritt die magische Schwelle von fünf Jahren. Sie ist ein Ausweis dafür, dass man die Gründungsphase gut überstanden hat und im eigenen Markt etabliert ist. Gerade Start-Ups können diesen Anlass nutzen, um ihren Gründungsmythos nachhaltig zu platzieren.

Jubiläen zwischen 5 und 250 zu begehen garantiert also besondere Aufmerksamkeit. Sie zu feiern ist Teil unserer kulturellen DNA. Sie bieten daher eine Richtschnur für den richtigen Zeitpunkt Ihres Firmenjubiläums.

42 – die Antwort auf alle Jubiläen?

Es muss aber nicht immer ein runder Geburtstag als Kommunikationsanlass sein. Nicht nur unter Science Fiction-Fans ist „42“ eine berühmte Zahl. 2019 jährte sich die Veröffentlichung von Douglas Adams Science-Fiction-Komödie „Per Anhalter durch die Galaxis“ in Buchform zum 40. Mal. Pflichtschuldig wurde – Konventionen! – berichtet. Neugierig blicken wir auf 2021, ob gewiefte Journalisten auch 42 Jahre der Buchveröffentlichung von „Anhalter“ feiern werden, ist doch die „42“ laut Adams´ Klassiker bekanntlich die Antwort auf alle Fragen. Zum Jubiläum der Hörspielfassung erschien dieses Jahr bereits eine „42nd Anniversary Edition“ des Romans. Neben dem richtigen Riecher des Verlags zeigt dies aber auch, dass es in diesem Fall zwei ganz unterschiedliche legitime Ausgangspunkte für ein Jubiläum gibt – die Hörspielfassung 1978 und die Buchveröffentlichung 1979.

Auch unrunde, ungewöhnliche Jubiläen (7, 42, 99, 111, 303…) werden gefeiert. Die Deutschen Jugendherbergen (DJH) begehen 2020 ihren 111. Geburtstag, Gaffel Kölsch zelebrierte 2019 zum 111. das „Kölsche Jubiläum“ und Edeka teilte 2018 zum Einhundertundelften mit: „Wir feiern den Preis!“. Die traditionsreiche Teddy-Fabrik Hermann Spielwaren aus Coburg veröffentlichte ihrerseits 2019 den „Jubiläumsbär 99 Jahre Firmengeschichte 1920-1919“.

Sie sehen: Es gibt Konventionen, die Orientierung bieten, von denen man sich aber auch durchaus verabschieden kann. Und damit oftmals größere Aufmerksamkeit erntet.

Ich persönlich würde mich über das 303. Jubiläum des legendären Bass-Synthesizers „Roland TB-303“ sehr freuen. Da das Kultinstrument, das den Sound einer ganzen Generation elektronischer Musik geprägt hat, aber erst 1981 auf den Markt kam, werde ich mich wohl noch ein wenig gedulden müssen. Vielleicht haben Sie ja Produkte mit markanten Zahlen im Namen, bei denen man nicht mehr so lange warten muss.

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