Die Welt sieht schwarz

Als Agentur halten wir uns normalerweise von der Politik fern. Aber auch wir haben uns am #blackouttuesday beteiligt. Warum eigentlich?

von Fabian Birke

7. Juni 2020

Ein schwarzes Quadrat lässt viel Raum für Kritik. Aber es ist beeindruckend, welche Power ein solches kleines, schwarzes Bild in unseren Social Media Feeds entfacht hat. Viele Accounts sind aus der Versenkung auferstanden und haben sich ebenfalls mit dem Posten eines schwarzen Bildes an der Aktion #blackouttuesday beteiligt.

Als Agentur halten wir uns normalerweise von der Politik fern. Aber auch wir haben uns am #blackouttuesday beteiligt. Dienstag Abend haben wir, Fabian und Michael, auf unseren Kanälen das schwarze Quadrat geteilt. Warum? Weil es aktuell um Werte geht, die ein freiheitliches Miteinander erst ermöglichen. Und wir uns verpflichtet fühlten und fühlen, ein Zeichen zu setzen.

Die Aktion #blackouttuesday ging viral und dürfte mittlerweile auch denjenigen, die nicht täglich die Nachrichten verfolgen, klar gemacht haben: Es geht ein Ruck durch unsere Gesellschaft. Man kommt nicht mehr daran vorbei, sich mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen. Das ist der Erfolg, den sich diese Social Media-Aktion zuschreiben kann.

Es geht darum, Rassismus zu bekämpfen, der – zum Teil – tief in unserer Gesellschaft verankert ist.

Eine friedliche Faust in den Himmel recken

Was aktuell in Amerika passiert, bewegt uns. Die Menschen gehen in Massen auf die Straßen und kämpfen für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Reformen in Politik und Polizei. Dabei ist es in Zeiten von Corona eine Herausforderung zu Protestieren. Viele Amerikaner stellen sich dieser Herausforderung mit Entschlossenheit – und auch wenn manche Bilder in den Medien anderes vermitteln – der Großteil auch mit Anstand.

Genau so hat Fabian die USA während seiner Zeit in New York kennen lernen dürfen: Offen, kreativ und ja, auch versöhnlich. Die Kreativen, mit denen er arbeiten durfte, waren die Besten auf ihrem Gebiet. Hautfarbe und Herkunft haben am Set nie eine Rolle gespielt.

Das bedeutet aber auf keinen Fall, dass unsere Branche sich den aktuellen Geschehnissen entziehen darf. Wir sind in einer Position, in der wir unser Talent für wichtige Botschaften einsetzten können. Wie zum Beispiel für unseren Kunden PUMA geschehen. Wir durften Tommy Smiths bewegende Geschichte erzählen:

Die „Black Power“-Geste, die Tommy Smith 1968 in den Himmel von Mexiko-Stadt reckte, ist noch heute ein wichtiges Symbol der Black Community. Auch bei den aktuellen Protesten. Da stellen wir uns die Frage: Sind wir heute, 52 Jahre nach Smiths Protest, nicht weiter?

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Große Marken setzen Zeichen

Rassismus ist ein Thema, mit dem sich nicht nur die Menschen in den USA auseinander setzen müssen. Es geht uns alle an. Und es ist offensichtlich einmal mehr an der Zeit aufzustehen und sich klar zu positionieren. Die Faust entschlossen in den Himmel zu recken. Für eine Welt, die nicht anhand des Aussehens verurteilt. Für eine Welt, in der Nächstenliebe selbstverständlich ist. Für eine Welt ohne Rassismus.

Zahlreiche Marken haben das erkannt. McDonalds, im April noch in den Medien weil ein Restaurant in Guangzhou Schwarzen den Eintritt verwehrte, stellt sich mit einem Clip an die Seite der ProtestierendenEbenso Nike, die für einen Clip ihren berühmten Claim in „Don’t do it“ umformulieren. VW hat sich dagegen vor kurzem noch für einen Instagram-Kurzfilm entschuldigen müssen, in dem eine große weiße Hand einen schwarzen Menschen wie eine Spielfigur umherschubst. Nur schlechtes Timing? Oder ist systemischer Rassismus kein ausschließlich amerikanisches Problem?

I stop calling you white, You stop calling me black

Ganz bewusst lassen wir die Vielschichtigkeit des Themas außen vor. Natürlich nähert man sich dem Thema differenziert. Es gibt Kritik am #blackouttuesday. Mancher schiebt die Plünderungen in den Vordergrund. Andere bezeichnen „Nicht-Schwarze“, die sich im Sinne der Protestierenden positionieren, als Heuchler. Gerade bei letzterem stellen wir uns die Frage: Ist das nicht auch Rassismus?
Michael klingen zwei Sätze in den Ohren, die der amerikanische Schauspieler Morgan Freeman 2005 geprägt hat: „The only way to get rid of racism is to stop talking about it. I am going to stop calling you a white man and i’m going to ask you to stop calling me a black man.“ Würde jeder Mensch diese Haltung beweisen, wäre Rassismus wohl schon bald Vergangenheit.

Natürlich ist eine differenzierte Betrachtung dessen, was aktuell in den Vereinigten Staaten geschieht, richtig und wichtig. Dennoch sollte insbesondere in der Berichterstattung klar sein: Das Narrativ darf nicht geändert werden. Es geht darum Rassismus zu bekämpfen, der – zum Teil – tief in unserer Gesellschaft verankert ist. Wer denkt, dass ein ausgeraubter Laden wichtiger und erwähnenswerter ist als der Mord an George Floyd sollte ganz tief in sich hineinhorchen.

An dieser Stelle geben andere Beiträge oft Buchtipps und Links zu Spendenaktionen. Wir finden: Eine großartige Sache. Eine beeindruckende Linkliste finden Sie hier: https://www.itsnicethat.com/news/resources-supporting-black-lives-matter-movement-creative-industry-010620.

Wir selbst können kein Buch empfehlen. Als weiße Männer sind wir beide priviliegiert. Nur haben wir das bisher noch nicht so stark wahrgenommen wie heute. Mit Rassismus und der Unterdrückung der Black Community haben wir uns maximal durch Hollywoodfilme wie „10 Years a Slave“ und „American History X“ oder Netflix-Serien wie „When They See Us“ beschäftigt. Das werden wir jetzt ändern. Das hat der #blackouttuesday auch erreicht.

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