bupview #13 – Julia

Unsere Historikerin Julia über Zeitzeug*innen und Archivmaterial im Film.

von Beatrice Vogel

24. Juli 2025

Lesezeit: 3 min

Julia, Beraterin History bei Birke und Partner

Julia, wenn wir zur Geschichte von Unternehmen recherchieren, führst du oft auch Zeitzeugeninterviews mit aktuellen und ehemaligen Geschäftsführern oder Mitarbeitenden. Warum sind ihre Erinnerungen wertvoll?

Zeitzeug*innen bringen Geschichte zum Sprechen. Sie teilen persönliche Erlebnisse, die in keiner Chronik stehen. Gerade im Unternehmenskontext offenbaren sie oft emotionale Blicke auf Wandel, Identität oder Brüche. Und sie liefern neue Erkenntnisse. Aber natürlich sind Erinnerungen subjektiv: Sie sind gefärbt, manchmal unvollständig. Deshalb hinterfragen wir die Aussagen, ordnen sie in den historischen Kontext ein und gleichen sie mit weiteren Quellen ab. So entstehen nicht nur facettenreichere Bilder der Geschichte, sondern auch Geschichten, die nahbar und verantwortungsvoll erzählt sind.

Das Zeitzeugeninterview ist in erster Linie ein Festhalten von Erinnerungen. Was macht man anschließend damit?

Ein Interview ist oft der erste Funke einer größeren Erzählung. Wir nutzen die Erinnerungen z. B. für Filme, in denen sie durch Bild, Ton und Schnitt weiterleben. Die Geschichten werden durch sorgfältige Recherchearbeiten verdichtet und in der Kommunikation anhand der Zeitzeugenberichte emotional erfahrbar gemacht. So schaffen wir Formate, die nicht nur informieren, sondern bewegen. Erinnerungen werden zu Storys, die bleiben.

Nicht nur Zeitzeugeninterviews, sondern auch historisches Filmmaterial bieten einen unmittelbaren Zugang zu Geschichte. Wie geht man in Filmproduktionen richtig damit um?

Historisches Filmmaterial berührt, weil wir stark visuell geprägt sind. Film ist ein zentrales Erzählmedium. Gerade deshalb muss man sorgfältig damit umgehen. Das Material muss richtig eingeordnet, Herkunft, Bedeutung und Kontext müssen geprüft werden. Heute bieten KI-Tools beeindruckende Möglichkeiten zur Restauration, Farbgebung oder Animation von Archivmaterial. Die Herausforderung und Verantwortung dabei: Wie viele und welche Eingriffe sind vertretbar? Wo endet die ansprechende Inszenierung von Geschichte und wo beginnt die Fiktion? Für uns steht fest: Technik darf die Geschichte unterstützen, aber nicht verzerren. Deshalb gibt es bei uns Archive Producer*innen, deren Aufgabe es ist, Bilder nicht nur zu zeigen, sondern sie richtig einzuordnen – sensibel, kritisch, glaubwürdig.

Der Beruf Archive Producer*in ist in Deutschland noch recht unbekannt. Was sind die wichtigsten Aufgaben?

In unserem Team übernehmen Historiker*innen die Aufgabe der Archive Producer*innen. Wir sind auf der Suche nach visuellen Zeitzeugnissen, nach echten historischen Schätzen, die einzigartigen Filmsequenzen und digitalen Anwendungen Tiefe und Glaubwürdigkeit verleihen. Wir recherchieren, verhandeln Rechte, sichern Qualität – und unterstützen aktiv bei der Auswahl der gezeigten Inhalte. Dabei geht es nicht nur um passende Bilder, sondern um die richtigen Bilder.

Karriere bei Birke und Partner

Wir machen jedes Projekt zu unserer gemeinsamen Sache. Die Wege sind individuell, denn jede*r von uns hat ganz eigene Vorstellungen davon, wie sein Workspace gestaltet sein soll. Klar, dass wir die unterschiedlichsten Optionen anbieten, bei uns zu arbeiten. Die entscheidenden Momente teilen wir im Team: starke Ideen, Projekterfolge und nicht zuletzt das Vertrauen unserer Kunden.