Im Interview berichtet Geschäftsführer Fabian Birke, was dieser Schritt für die Agentur bedeutet. Und wie sie sich im GWA engagieren will.
Wie kam es zum GWA-Beitritt?
Fabian Birke: „Die GWA-Mitgliedschaft ist für uns ein wichtiger Baustein, als Agentur mit besonderem Schwerpunkt noch sichtbarer zu werden. Der Nutzen von Unternehmensgeschichte für Marketing und Kommunikation hat in Deutschland noch lange nicht den Stellenwert, den er verdient. Dass uns der Vorstand im ersten Anlauf aufgenommen hat, sehen wir als Bestätigung.“
Was bringt das den Kunden?
„Spätestens während meiner Arbeit in New York habe ich gemerkt, wie wichtig der Austausch mit den Besten der Branche ist. Der GWA bietet uns genau das: viele Möglichkeiten, uns inhaltlich und kreativ auszutauschen – und gleichzeitig unsere Branche mitzugestalten. Dieses Wissen fließt in unsere tägliche Arbeit ein. Am Puls der Zeit zu sein, ist in der Kommunikation und vor allem auch in der Kreation unendlich wichtig.“
Eine Agentur, die sich um die Geschichte von Unternehmen kümmert, würde man doch eher bei den klassischen, wissenschaftlich aufgestellten Organisationen vermuten. Was hat Birke und Partner dem GWA zu bieten?
„Unser interdisziplinäres Team zeichnet uns aus. Unter anderem arbeiten bei uns Historikerinnen und Historiker. Sie sind in nahezu allen Standesorganisationen vertreten. Wir beziehen Stellung bei Kongressen und bilden uns regelmäßig fort – ob im Umgang mit bestimmten Themen oder dem Aufbau von Archiven. Diese Expertise bringen wir in den GWA ein.“
Was unterscheidet Birke und Partner von anderen Content-Lieferanten?
„In unserer Abteilung History Research arbeiten Historikerinnen und Historiker nach wissenschaftlichen Maßstäben. Wir stellen uns allen Diskussionen, die bei der Betrachtung von Unternehmensgeschichte zwangsläufig auftreten. Ohne konstruktive Transparenz geht in der Kommunikation dieser Themen nichts. Was im übrigen auch für unsere Kunden oft nicht ganz leicht ist. Gemeinsam entstehen Kampagnen, Jubiläumskommunikation und kontinuierliches Storytelling. So machen wir Marken resilient, unverwechselbar und begehrt.“
Ist denn der Blick zurück wirklich zeitgemäß?
„Nehmen wir die aktuelle Welt- und Wirtschaftslage. Sie sorgt für Unsicherheiten und stellt Unternehmen vor schwierige Entscheidungen. Der perfekte Zeitpunkt, um zurückzublicken, wie frühere Krisen gemeistert wurden. Das interessiert nicht nur das Management. Vor allem auch die Mitarbeitenden werden von der Gestaltungskraft überzeugt – und mitgenommen.
Der offene Blick zurück zeigt häufig Momente des Erfolgs, aber auch der Probleme und des Haderns. Die Kultur des Scheiterns und die produktive Auseinandersetzung mit schwierigen Momenten kommen in der Kommunikation viel zu kurz. Dabei ist es doch genau das, wonach wir oft suchen: Authentische und glaubwürdige Narrative, mit denen sich die Menschen – übrigens auch und gerade im Bereich B2B – identifizieren können.“
Was bedeutet das für die Mitgliedschaft im GWA?
„History Marketing und History Communication sind junge Disziplinen. Wir halten es für wichtig, dass sich unsere Branche hier klare Leitplanken setzt. Fehler im Umgang mit Unternehmensgeschichte wurden in der Vergangenheit zuhauf gemacht. Genauso oft gleitet der Einsatz von Tradition ins Beliebige ab. Eigentlich bräuchte jedes Unternehmen eine Agentur für History Marketing und History Communication. Alleine schon, um historische Inhalte zu verifizieren oder historische Schätze zu konservieren. Man glaubt kaum, was uns auf Dachböden und Kellern schon alles zwischen Spinnweben in die Hände gefallen ist.
Mit unserer Expertise im Aufbereiten und Nutzen von Unternehmensgeschichte wollen wir uns im GWA als Spezialist engagieren.“
Was fasziniert die Agentur am Thema Geschichte?
„Der Club of Rome hat in seinem kürzlich erschienenen Report die bedeutendste Herausforderung unserer Tage als ‚unsere kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden‘ benannt. Das fand ich sehr bemerkenswert, weil genau diese Unterscheidung viele Diskussionen in der Agentur prägt. Mein Vater, Ralf Birke, hat die Agentur Birke und Partner 1993 als Journalist gegründet und auch an seinen Überzeugungen und handwerklichen Verpflichtungen als Journalist ausgerichtet. Der inhaltliche Anspruch an unsere Arbeit hat sich seitdem nicht geändert. Auch mein Geschäftsführung-Kollege Michael Bantele ist gelernter Journalist.
Natürlich sind wir als Agentur genauso fasziniert von der Kraft kreativer Fiktion.
Als Leiter der Kreation lote ich die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion täglich aus. Wie kommuniziere ich Fakten so, dass sie die Zielgruppe erreichen? Ab wann gebe ich in Bild und Wort fragwürdige Versprechen? Wann laufe ich Gefahr, historische Erkenntnisse falsch zu interpretieren? Fantasie ist etwas Wunderbares – wenn sie als solche erkennbar ist.
Wir bringen einen Baustein mit, der uns lehrt, Fakten und Fiktion zu unterscheiden. Auch die Kreativbranche kann in Zeiten der datengetriebenen Kommunikation von dieser Diskussion profitieren. Wir freuen uns auf den Dialog mit den Besten unserer Branche.“
Aktualisiert am 17.11.2022